Leiden Sie auch unter dem Hochstapler-Syndrom?

Kennen Sie das Gefühl…

…wenn man einen neuen, besonders wichtigen Job ergattert hat und unsicher ist; sich nicht gerade als Teil des sogenannten Establishments fühlt? Man denkt, man passt nicht wirklich dazu, man kommt als Outsider in die neue Firma und sowieso hat man diesen Job doch nur aus Glück ergattert. Mit Talent hatte das doch nichts zu tun. Die Gedanken wollen nicht verschwinden: Und was, wenn ich jetzt gerade diesen Job jemanden weggeschnappt habe, der sehr viel besser dafür geeignet wäre? Es gibt doch so viel talentiertere und intelligentere als mich…

Wenn Ihnen dieses Gefühl auch nur ansatzweise bekannt ist, dann kann es sein, dass Sie unter dem sogenannten „Imposter Phenomenon“ bzw. unter dem „Hochstapler-Syndrom“ leiden.

Der Begriff „Imposter Phenomenon“ wurde 1978 das erste Mal von den Psychologen Pauline Clance und Suzanne Imes der Georgia State Universität verwendet. Es zeichnet sich durch drei Gefühle aus:

  • Man denkt, dass man nicht so erfolgreich ist wie andere.
  • Man denkt, dass jegliche Erfolge nur glückliche Zufälle waren.
  • Man denkt, dass selbst wenn man gewisse Erfolge erzielt hat, diese Erfolge nicht SO beeindruckend sind wie andere tun.

Doch es soll in diesem Artikel nicht darum gehen, WIESO manche sich so fühlen als wären sie Hochstapler. Vielmehr soll es darum gehen, DASS sich manche so fühlen und wie man diesen Gedanken dazu nutzen kann, über sich hinauszuwachsen.

Das wichtigste bei diesem Thema ist es, zu begreifen, dass man nicht allein mit diesem Gedanken ist. Denn tatsächlich kommen sich auch Prominente vor wie Hochstapler.

Die Schauspielerin Meryl Streep sagte zum Beispiel: „Du denkst: Wieso würde irgendjemand mich jemals wieder in einem Film sehen wollen? Und ich weiß doch sowieso nicht wie man schauspielert, also wieso mache ich das?“

Der Produzent und Autor der Big Bang Theory und Two and a Half Men Chuck Lore gab zu: „Wenn du dir eine Wiederholung von etwas ansiehst, das du geschrieben hast, und es stinkt, dann kommt man schnell auf den Gedanken: Ich stinke. Ich bin ein Betrüger.“

Die Komikerin und Schauspielerin Tina Fey meinte zu dem Thema nur: „Man versucht die Egomanie zu reiten wie eine Welle, sobald sie kommt, und es zu genießen, um dann durch den Gedanken des Betrügens durchzurutschen.“

Doch was Sie vielleicht in Ihrem Berufsleben bald herausfinden oder schon bemerkt haben, ist, dass die anderen Leute in Ihrem Umfeld nicht etwa kompetenter oder in irgendeiner Form besser sind, sondern sie sind einfach besser darin, kompetenter herüberzukommen.

Jeder hat so seine Unsicherheiten, egal wie berühmt oder erfolgreich er ist. Jeder ist in seinem Innern ein bisschen abnorm und nervös. Vor allem die Leute, die nicht so scheinen.

Doch in diesem Punkt, in dem Seltsamkeit und Ambitionen aufeinander treffen, ist großes Potential enthalten, das man nutzen sollte.

Die Leute sind nicht erfolgreich, weil sie keine Unsicherheiten haben. Sie sind erfolgreich, weil sie sie haben. Das Problem liegt nicht darin, gewisse Schwächen zu haben, sondern darin, ob man diese Schwächen an sich heranlässt.

Die eigene Unsicherheit kann einem positive Energie geben. Denn wenn man bei einem Thema unsicher ist, ist man eher bereit, genauer zu recherchieren. Man geht eher gut vorbereitet zu einem Meeting oder Vorstellungsgespräch. Bedenken bringen einen dazu, mehr zu leisten, um besser zu werden.

Und wenn wir ehrlich zu uns sind, dann beeindrucken uns gerade die Leute, die sich selbst dann noch hinterfragen, wenn sie einen Erfolg vorweisen können.

Leute, die zugeben, dass ihr Erfolg keine Selbstverständlichkeit war.

Leute, die bereit sind, immer noch etwas dazu zu lernen und auch Ratschläge von Menschen in ihrem Umfeld annehmen. Die zuhören. Die wachsen.

Und wenn man sich all das eingesteht, dann merkt man vielleicht doch, dass man von Anfang an genau dort ist, wo man hingehört.

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