Formal geregelte Hierarchien sind bei in meisten Betrieben selbstverständlich und fester Bestandteil der Unternehmensstruktur. Andreas Zeuch hat sich die Frage gestellt, ob das überhaupt notwendig ist und ob man die Demokratie auch in den Berufsalltag integrieren kann. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erläutert er seine Ideen genauer.
Alle sind betroffen
Andreas Zeuch arbeitet als Unternehmer, Mediator, Coach und Autor in Berlin und versteht sich selbst als Unternehmensdemokrat. Er berät Unternehmen, in denen die Mitarbeiter demokratisch entscheiden. Die demokratische Organisation eines Unternehmens hat Auswirkungen auf alle Beteiligten, sowohl die Führungskräfte als auch die Beschäftigten. Beide müssen sich daher ganz genau überlegen, ob eine demokratische Struktur des Unternehmens für sie wünschenswert ist. „In demokratisch organisierten Betrieben fällt die Weisung als Führungsinstrument weg. Gleichzeitig müssen die jeweils betroffenen Kollegen dazu gebracht werden, eine bestimmte Sache zu erledigen. Das tun sie erst, wenn sie ihre Notwendigkeit erkannt haben. Um sie dahin zu bringen, braucht es bisweilen Zeit und kommunikatives Geschick. Das muss wirklich allen bewusst sein.“, so Andreas Zeuch.
Vertrauen und Flexibilität
Auch die bisherigen Chefs müssen sich dieser Umstellung bewusst sein und die Bereitschaft haben, auf Statussymbole wie das besonders schöne Eckbüro oder den zweiten Assistenten zu verzichten. „Ressourcen werden befristet nach den jeweiligen Aufgaben verteilt. Das erfordert ein grundsätzliches Umdenken, das alles andere als trivial ist und angestammte Führungskräfte erst einmal bewältigen müssen. Mindestens genauso schwer ist es für sie, denjenigen, die ihre bisherigen Aufgaben übernehmen, das nötige Vertrauen entgegenzubringen.“ Genau dieses Vertrauen stellt hier eine wichtige Bedingung für einen gelungen Wechsel zu dieser demokratischen Arbeitsweise dar. Ebenso wichtig ist die Flexibilität aller Angestellten. „In demokratischen Unternehmen müssen alle in der Lage sein, mal in Führung zu gehen, und dann wieder in die Reihe zu treten. Dieser grundlegende, stetige Rollenwechsel muss gelingen.“
Herr Zeuch spricht sich aber keineswegs für eine Abschaffung aller Hierarchien aus: „Ich plädiere nicht für absolute Hierarchiefreiheit. Hierarchien sind unverzichtbar. Auf keinen Fall aber brauchen wir formal fixierte Hierarchien, die dann womöglich auch noch an Personen gebunden sind.“
Quelle: sueddeutsche.de/karriere